Massives Müllproblem an deutschen Flüssen

Pressemitteilung: Plastikpiraten-Studie belegt massives Müllproblem an deutschen Flüssen

Kiel/Berlin, 18.12.2018

Plastikmüll und Zigarettenkippen finden sich an fast allen deutschen Flüssen – zurückgelassen von Menschen, die das Flussufer als Erholungsraum nutzen. Eine erste wissenschaftliche Veröffentlichung zum Citizen-Science-Projekt „Plastikpiraten“ belegt das Müllproblem an deutschen Flussufern nun mit Zahlen.

Die Daten zeigen, dass im Durchschnitt 0,5 Müllteile pro Quadratmeter Uferfläche vorkommen und etwa ein Drittel des Mülls aus Plastik besteht. Neben Plastikmüll gehörten Zigarettenkippen zu den häufigsten Funden. Auch Glasscherben, spitze Metallgegenstände, gebrauchte Hygieneartikel und andere Materialien, die Kindern und Erwachsenen gefährlich werden können, wurden an fast jedem Flussufer entdeckt. „Die Zahlen verdeutlichen, dass wir auch in Deutschland ein Müllproblem an Flüssen haben“, sagt Katrin Knickmeier von der Kieler Forschungswerkstatt. „Dieser Müll landet irgendwann auch im Meer.“

Hauptmüllquellen sind nach Einschätzung der teilnehmenden Schülerinnen und Schülern an fast allen Standorten die Flussbesucher, die Müll zurücklassen. Darauf deuten auch größere Ansammlungen von Müllteilen hin, z.B. Anhäufungen von Einweg-Plastikgeschirr, Lebensmittelverpackungen aus Plastik oder Reste von Picknicks und Grillbesuchern.

Die Ergebnisse aus den Jahren 2016 und 2017 sind nun in der Fachzeitschrift „Environmental Pollution“ veröffentlicht worden. Vor der Veröffentlichung wurden die eingegangenen Datensätze durch die Kieler Forschungswerkstatt genau geprüft. „Daten aus Citizen-Science-Projekten werden oft hinterfragt und müssen daher genau kontrolliert werden, damit sie Akzeptanz in der Wissenschaftsgemeinschaft finden. Deshalb mussten auch diverse Datenpunkte aussortiert werden“, sagt Tim Kiessling, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kieler Forschungswerkstatt, der die Daten ausgewertet hat. „Ohne die Beteiligung der vielen Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte wäre eine solch groß angelegte Studie aber überhaupt nicht möglich gewesen. Deren Einsatz hat ganz entscheidend dazu beigetragen, dass wir nun endlich mehr wissen über die Müllverschmutzung unserer Flüsse“, so Tim Kiessling. Die Methode wurde von der Kieler Forschungswerkstatt und den Científicos de la Basura („Müllwissenschaftlern“) in Chile entwickelt. Letztere untersuchen (Plastik)Müll bereits seit 2007 mit der Unterstützung von Citizen-Science. Die Forschungsdaten werden in Deutschland auf der Projektwebseite http://bmbf-plastik.de/plastikpiraten/ergebnisse gesammelt und von der Kieler Forschungswerkstatt in enger Zusammenarbeit mit Prof. Martin Thiel von der Universidad Católica del Norte in Coquimbo ausgewertet und überprüft.

„Citizen-Science-Projekte erzeugen jedoch nicht nur wissenschaftliche Daten, sondern vermitteln auch Fachwissen und einen Einblick wie Wissenschaft funktioniert. Wir hoffen auf diese Weise zu vermitteln, dass Wissenschaft für alle zugänglich ist“, sagt Katrin Kruse, die das Projekt pädagogisch begleitet. „Außerdem erlaubt die Beteiligung an den Plastikpiraten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihr eigenes Konsumverhalten zu reflektieren und zu überdenken.“, so Katrin Kruse.

Linda Mederake, die die Aktion für das Ecologic Institut koordiniert, betont: „Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass Citizen-Science-Projekte bei Schülerinnen und Schülern langfristig Interesse an einem Thema wecken können. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass das Projekt auch 2019 gefördert wird.“ Die nächste Möglichkeit zur Teilnahme besteht im Mai und Juni 2019.

Zum Hintergrund der Plastikpiraten

„Das Meer beginnt hier“ ist das Motto der bundesweiten Citizen-Science-Aktion „Plastikpiraten“, die es Schulklassen und Jugendgruppen 2018 bereits im dritten Jahr erlaubt hat, die Zusammensetzung des Mülls an Flussufern zu untersuchen, auszukundschaften woher der Müll stammen könnte und zu erforschen, ob auch Mikroplastik über deutsche Flüsse Richtung Meer transportiert wird.

Die „Plastikpiraten“ sind eine Aktion des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Forschungsschwerpunkts „Plastik in der Umwelt“. Sie wird von der Kieler Forschungswerkstatt in Kooperation mit dem Ecologic Institut durchgeführt und gibt Impulse zum besseren Verständnis der Ursachen und Auswirkungen von Plastikverschmutzung. Zudem sensibilisiert die Aktion für einen bewussten und schonenden Umgang mit der Umwelt.

Weitere Informationen zu den „Plastikpiraten" unter:
http://bmbf-plastik.de/plastikpiraten

Die Veröffentlichung finden Sie unter:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0269749118320608

Kontakt:
Linda Mederake / Doris Knoblauch
Ecologic Institut
Pfalzburger Str. 43/44
10717 Berlin
Tel: +49 30 86880-160
plastikpiraten@bmbf-plastik.de

Eine Müllansammlung am Rhein, bestehend aus Einweg-Plastikbesteck und Feuchttüchern. Entdeckt von Schülerinnen und Schülern des Gymnasium Fabritianum Krefeld. © Gymnasium Fabritianum Krefeld
Eine Müllansammlung am Rhein, bestehend aus Einweg-Plastikbesteck und Feuchttüchern. Entdeckt von Schülerinnen und Schülern des Gymnasium Fabritianum Krefeld.
© Gymnasium Fabritianum Krefeld

 

 

Einige der Mikroplastik-Pellets, die von Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Schkopau mit dem Netz gefangen wurden. © Kieler Forschungswerkstatt
Einige der Mikroplastik-Pellets, die von Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Schkopau mit dem Netz gefangen wurden. © Kieler Forschungswerkstatt

 

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